„Für solche Spiele lebe ich. Das Basketballfeld ist wie eine Bühne für mich, die ich für meinen Auftritt nutzen möchte. Ich werde am Samstag abliefern, weil ich Bremerhaven und die Fans liebe und das Talent dafür habe“, macht der 38-jährige Amerikaner, der am Mittwoch in der Seestadt angekommen ist, gleich mal ein paar Ansagen. 2013, als die Eisbären zu ihrem zehnten Geburtstag unter dem Motto „Future meets Past“ das damalige Erstliga-Team gegen eine All-Star-Auswahl antreten ließen, warf Martin 34 Punkte für die All Stars. Diesen Wert will der Small Forward am Samstag (15.45 Uhr, Stadthalle) übertreffen, wenn er als Teil des Teams Jan Lipke auf das Team Axel Pleuger treffen wird. „Ich habe drei Ziele. Ich will mindestens 35 Punkte werfen, das Spiel gewinnen und das Publikum unterhalten“, verspricht der selbst ernannte MVP.

Bei den Eisbären-Fans hatte Publikumsliebling Torrell Martin ein Stein im Brett.
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Unter dem damaligen Eisbären-Headcoach Doug Spradley absolvierte der 1,98-Meter-Mann zwischen 2009 und 2012 insgesamt 75 Erstligaspiele, in denen er es im Schnitt auf 12,1 Punkte und 5,4 Rebounds brachte. Viele Fans denken vor allem gerne an die Saison 2009/2010 zurück, als Martin und Co. die Eisbären, die nur wegen einer Wildcard in der BBL geblieben waren, bis ins Playoff-Halbfinale und zum Pokalendturnier nach Frankfurt führten. „Ich freue mich, Mitspieler von damals wie Jan Lipke, Terrell Everett und Craig Callahan wiederzusehen. Auch Trainer Stephan Völkel. Mit einigen stehe ich über die sozialen Medien in Kontakt“, erzählt Martin, dessen Zeit in Bremerhaven nach einer schweren Knieverletzung unglücklich endete.
Torrell Martin arbeitet mit jungen Talenten
Auch nach seiner Profi-Karriere ist der ehemalige Publikumsliebling dem Basketball verbunden geblieben. „Ich organisiere überall auf der Welt Camps, in diesem Jahr auch in Deutschland, wahrscheinlich in Hagen. Dazu habe ich eine eigene Halle in South Carolina, wo ich mit einigen der besten jungen Spieler arbeite, die alle auf Top-Colleges gehen werden“, erklärt Martin, der abwechselnd in den USA und in Barcelona lebt. „Mein Leben sieht so aus: Ich reise viel, trainiere viel, ruhe mich aber auch viel aus“, genießt der Ex-Profi sein Leben, ohne dabei die Zügel schleifen zu lassen. „Ich bin heute in besserer Form als vor zehn Jahren. Davon können sich die Leute in der Stadthalle überzeugen. Ich weiß, dass ich noch spielen könnte, aber es ist in meinem Alter etwas anderes, es jeden Tag zeigen zu müssen“, sagt Martin, der vor einigen Jahren das Meditieren für sich entdeckt hat.

In 75 BBL-Spielen trug Torrell Martin (rechts) zwischen 2009 und 2012 das Trikot der Eisbären.
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Beim All-Star-Game will der 38-Jährige nicht nur spielerisch glänzen, sondern auch sein Talent als Showman zur Geltung bringen - schließlich war Schauspiel eines seiner Fächer an der Winthrop University. In Anlehnung an eine legendäre Tanzeinlage mit den Cheerleadern vor einem Eisbären-Spiel will Martin wieder eine flotte Sohle aufs Parkett legen: „Ich weiß noch nicht genau, was die Ladys und ich machen werden, aber wir werden das Publikum schon unterhalten.“ Der frühere Eisbären-Kapitän kommt so gut an, weil er sich für seine Mitmenschen interessiert und ihnen seine Wertschätzung zeigt - wie diese Aussage belegt: „Die Cheerleader sind wichtig, weil sie die Leute beim Spiel halten, wenn wir gerade nicht auf dem Feld sind.“
Moses Ehambe springt für Louis Campbell ein
Nicht auf dem Feld sein wird am Samstag der ehemalige Eisbären-Spielmacher Louis Campbell, der seine Teilnahme absagen musste. Dafür springt mit Dreier-Experte Moses Ehambe ein starker Ersatz ein. Das Interesse der früheren Profis, am All-Star-Game teilzunehmen, sei groß gewesen, freut sich Nils Ruttmann. „Wir haben viele Videobotschaften bekommen. Auch von denen, die nicht kommen können“, sagt der Eisbären-Geschäftsführer. Das Gesamtpaket mit dem All-Star-Game und dem anschließenden Zweitliga-Heimspiel gegen die WWU Baskets Münster (19 Uhr) sei stimmig, findet Ruttmann: „Das wird ein Tag, den wir alle genießen können und der mit viel Herzblut geplant wurde.“
Davon ist auch Martin überzeugt, für den die Eisbären immer ein positiver Teil seines Lebens sein werden: „Ich denke gerne an meine Wohnung im Columbus-Center zurück und an meinen Audi. Bremerhaven hat mich gut behandelt, aber ich habe auch etwas zurückgegeben. Und das will ich auch beim All-Star-Game machen.“