Werder Bremen

Erinnerungsstücke aus der Karriere von Horst-Dieter Höttges werden versteigert

Horst-Dieter Höttges ist einer der besten Spieler in der Geschichte von Werder Bremen. Heute ist der 79-Jährige an Demenz erkrankt und lebt. Nun wird eine große Sammlung an Erinnerungsstücken aus seiner Karriere versteigert.

Horst-Dieter Höttges beim Schuss

Horst-Dieter Höttges war Nationalspieler und ist Ehrenspielführer bei Werder Bremen.

Foto: Baum/dpa

Der Anlass ist eigentlich ein trauriger – und doch ist es eine schöne Geschichte, weil sie noch mal die Einzigartigkeit von Horst-Dieter Höttges unterstreicht. Denn der Welt-, Europa- und Deutsche Meister war nicht nur einer der erfolgreichsten Spieler in der Geschichte des SV Werder Bremen, sondern auch ein außergewöhnlicher Sammler. Trödel-Experte Marco Heuberg hat diesen besonderen Höttges-Schatz nun gemeinsam mit den Söhnen Andree und René des inzwischen 79-Jährigen gehoben. Ein Großteil davon soll für den guten Zweck versteigert werden – und das am 10. Dezember standesgemäß im Deutschen Fußball-Museum in Dortmund.

„Mein Vater hat immer gesagt, dass er etwas zurückgeben will. Er war ohnehin jemand, der gerne geschenkt hat“, berichtet Andree Höttges. Natürlich könnte er seinen Vater auch fragen, doch mit der Antwort ist das so eine Sache. „Er ist an Demenz erkrankt – genauso wie meine Mutter“, erklärt der 54-Jährige: „Man kann sich mit ihm noch unterhalten, aber eher über Dinge, die weit zurückliegen. Das ist alles nicht so einfach. Meinen Eltern geht es nicht schlecht, aber sie sind sehr auf Hilfe angewiesen.“

Höttges lebt in einem Seniorenheim

Deshalb traf die Familie vor zwei Jahren die Entscheidung, dass Horst-Dieter und seine Inga gemeinsam in eine Seniorenresidenz ziehen, um besser betreut werden zu können. Mit dem Verkauf des Elternhauses in Achim bei Bremen wurde noch einige Zeit gewartet. Doch dann kam der Zeitpunkt – und Andree Höttges dachte sofort an Marco Heuberg, den er seit 30 Jahren kennt. Der 53-Jährige gilt seit seiner Zeit als Moderator der RTL-II-Dokusoap „Der Trödeltrupp – Das Geld liegt im Keller“ als Experte für Haushaltsauflösungen. „Zumindest meinen das alle“, sagt Heuberg und lacht. Denn eigentlich betreibt er den Laden „Die Bremer Comicmafia“. Aber natürlich schaute er bei den Höttges’ vorbei und fand zunächst nichts offensichtlich Spektakuläres. „Das ist völlig normal und gilt für fast alle Haushalte“, so Heuberg. Doch dann stand da diese Sporttasche. Inhalt: Trikots von Höttges’ Abschiedsspiel im Jahr 1979 gegen eine Weltauswahl im Bremer Weserstadion – mit dem Aufdruck ein „Ein Herz für Kinder“. Und nicht nur das! „Horst-Dieter hat alle Spieler unterschreiben lassen“, erzählt Heuberg, der später erfahren sollte, dass das quasi eine Masche von Höttges war. Der Fußballer war zugleich ein begeisterter Autogrammjäger.

Höttges hat große Sammlung im Partykeller

„Davon gibt es noch mehr“, meinte damals Andree Höttges und nahm den Freund mit in den Partykeller des Hauses. Da lagerte er, der Höttges-Schatz. Trikots, Medaillen, Wimpel, Bilder, Trainingsanzüge, Zeitungsausschnitte und vieles mehr. „Ich war total baff“, erinnert sich Heuberg: „Da waren so besondere Sachen dabei.“ Aber wohin damit? Alles konnte die Familie nicht behalten. Also entstand die Idee mit der Auktion – und zwar für einen guten Zweck. Für welchen lag auf der Hand oder stand vielmehr auf den Trikots: Ein Herz für Kinder. Die andere Hälfte des Erlöses soll in der Region gespendet werden – zum Beispiel an die Kinder- und Jugendfarm in Habenhausen. Aber auch die Ausbildungsvereine von Höttges im Raum Mönchengladbach, wo er aufgewachsen und Fußball-Profi geworden ist, dürfen sich über Unterstützung freuen.

Gute Einnahmen sind bei der Auktion eigentlich sicher, denn es handelt sich fast nur um Unikate. Wie zum Beispiel das Trikot, das Höttges bei seinem einzigen WM-Einsatz 1974 gegen die DDR getragen hat. Auch damals gab es offenbar schon ordentlich Merchandising – zumindest hat Höttges ein Kinder-Shirt mit seinem Konterfei aus dieser Zeit aufbewahrt. Das kann bald genauso ersteigert werden wie ein spezielles Schlafkissen, das der DFB den Nationalspielern für die Busfahrten zur Verfügung gestellt hatte.

WM-Erinnerungsstücke von 1966 wurden gestohlen

Von Höttges’ erster WM-Teilnahme 1966 in England gibt es dagegen kaum noch etwas. „Kurz danach ist bei uns eingebrochen worden, da war fast alles weg“, erzählt der Sohn. Dafür gibt es noch viele Sachen von der WM 1970, bei der Höttges ebenfalls dabei war und eine Trainingsjacke trug, die vom Stoff her einem Bademantel ähnelte. Es war ja heiß in Mexiko . . . Auch dieses gute Stück kommt unter den Hammer.

Die Wormser Reklame-Auktion hat das Marketing übernommen und erstellt gerade den entsprechenden Katalog. Auf der Internetseite www.jerseysforcharity.com sollen schon bald alle Versteigerungsobjekte zu sehen sein, und Heuberg zeigt bereits auf seinem Youtube-Kanal „Moneten für Raketen“ ausgewählte Stücke.

Und was ist von Werder dabei? Einiges! Zum Beispiel eine Mischung aus Büste und Pokal, die Höttges zu seiner Auszeichnung als Ehrenspielführer für 14 Jahre in Grün-Weiß und die Meisterschaft 1965 von Werder erhalten hat. Aber auch ein Trikot mit der berühmten Olympia-Werbung und Fotos von der Afrikareise 1975.

„Natürlich ist da auch ein bisschen Wehmut dabei“, gesteht Andree Höttges. Aber es leben auch wieder viele schöne Erinnerungen auf. Wie die Marotte des einstigen Nationalspielers dem Vater von jeder Länderspielreise eine Postkarte zu schicken – und zwar unterschrieben von der ganzen Mannschaft, sodass kaum noch Platz für die lieben Grüße war. Der „Eisenfuß“, wie Höttges ob seiner robusten Spielweise wertschätzend genannt wurde, hatte auch eine weiche Seite. „Es ist schade, dass er das jetzt nicht selbst miterleben kann“, hadert Andree Höttges: „Aber so ist das Leben. Jetzt versuchen wir, dass sich andere Menschen an diesen Sachen meines Vaters erfreuen und wir damit gleichzeitig noch vielen weiteren Menschen helfen können.“

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