Die Übergabe der Fregatte „Al Qadeer“ wird offiziell von den Beteiligten nicht kommentiert, aber im Umfeld des zur Rönner-Gruppe gehörenden Unternehmens SBN machen derartige Meldungen schon seit ein paar Tagen die Runde. Der Neubau soll in den nächsten Tagen zur Erprobung und Abnahmefahrten nach Kiel überführt werden. Über den weiteren zeitlichen Verlauf und mögliche Restarbeiten gibt es von Seiten von TKMS auf Anfrage keine Auskünfte. Stahlbau Nord musste seinerzeit eine Verschwiegenheitserklärung gegenüber dem Auftraggeber abgeben. Die 121 Meter lange Fregatte ist zum Teil schon mit militärischen Anlagen und Waffen ausgerüstet und liegt an der Labradorpier. Der arabische Name „Al Qadeer“ bedeutet übersetzt so viel wie „zu unterwerfen“, „zu besiegen“ oder „zu gewinnen“.
Aus der Ostsee ist in dieser Woche das zweite Schiff der Dreier-Serie, die „Al Qahhar“, in den Bremerhavener Fischereihafen zurückgekehrt. Zu erwarten ist, dass der Neubau nach der Abschlussdockung bei Bredo Dry Docks noch im April an die ägyptische Marine übergeben wird und in Richtung Mittelmeer auslaufen wird.
Die Fregatten können mit Hilfe eines Waterjet-Antriebs eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 30 Knoten erreichen. Die Bewaffnung wird sich aus Flugkörpern, Torpedos und Geschützen zusammensetzen. Hinzu kommen zwei Bordhubschrauber, Einsatzboote und Ausrüstung für die Aufklärung.
Die Bundesregierung hatte vor fast fünf Jahren den Rüstungsexport für die bei Stahlbau-Nord im Unterauftrag von TKMS gefertigten Fregatten genehmigt. Noch unter Angela Merkel gab die Regierung auch Exportkredit-Garantien für den Milliarden-Auftrag. Pro Schiff soll der Preis bei rund 500 Millionen Euro liegen. Thyssenkrupp hatte die Arbeiten aus Kapazitätsgründen an die Rönner-Gruppe übertragen. Der erste Stahlschnitt bei Stahlbau-Nord in Bremerhaven fand im September 2019 statt. Stapellauf des ersten Schiffes, der seit vergangenen Oktober in Alexandria liegenden „Al Aziz“ fand im April 2021 statt. Eine vierte Fregatte aus dieser Serie wird die ägyptische Marine eigenverantwortlich mit von TKMS zugelieferten Baugruppen selbst in Ägypten herstellen.
Welche weiteren Projekte in der von SBN genutzten Lunehalle im Fischereihafen demnächst realisiert werden, ist derzeit noch nicht klar. Eine der beiden Hallen wird aktuell von Dörries Yachts aus Bremen für die Überholung des Yachtprojektes „Vega“ genutzt. In der zweiten Halle könnten Arbeiten für die Offshore-Industrie erfolgen, wie SBN-Geschäftsführer Marcus Rönner kürzlich andeutete.