Im 19. Jahrhundert lebten so viele Amerikaner in Dresden, dass es sogar eine amerikanische Kolonie gab. Die Architektur, das reiche kulturelle Leben der Stadt und die landschaftliche Umgebung mit dem Elbsandsteingebirge lockten zahlreiche US-Bürger an. Zu ihnen gehörte auch Florence de Meli, eine extrovertierte junge Frau, die gerne sang, tanzte und beliebt war. Nur einem gefiel das nicht: ihrem Ehemann. Er wollte sie loswerden und plante, sie in eine, wie es damals noch hieß, Irrenanstalt einweisen zu lassen.
Dieses ganze Drama schildert Silke Böschen in ihrem Buch „Träume von Freiheit – Ferner Horizont“. Es ist das zweite Werk der Trilogie „Träume von Freiheit“. Am Donnerstag, 19. Mai, liest die 53-Jährige auf Einladung des Rotary Clubs Hagen im Rechtenflether Hermann-Allmers-Haus daraus vor. Auch den ersten Roman ihrer Trilogie, der den Titel „Träume von Freiheit – Flammen am Meer“ trägt, stellt sie hierbei vor. Als Böschen für dieses Werk recherchierte, stieß sie auch auf die reale Figur der Florence de Meli. In dem Buch arbeitet sie die „Thomas-Katastrophe“ auf, bei der 1875 in Bremerhaven 83 Menschen starben und etwa 200 verletzt und verstümmelt wurden.
Versicherungsbetrug geht schief
Verursacht wurde das Unglück von einem gewissen Alexander Keith, der sich William King Thomas nannte. Er war spielsüchtig und plante, seine Geldprobleme durch einen Versicherungsbetrug zu lösen. An Bord des Auswandererschiffs „Mosel“ wollte er ein hoch versichertes Fass transportieren. Statt einer angeblich wertvollen Fracht enthielt es jedoch riesige Mengen an Sprengstoff und eine ausgeklügelte Zeitschaltmechanik. Auf See sollte das Ganze hochgehen und dem Attentäter zu Reichtum verhelfen. Doch das Fass explodierte, als das Schiff noch im Hafen lag.

„Träume von Freiheit – Ferner Horizont“ ist der zweite Roman der Autorin Silke Böschen.
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Grund für seine Geldsorgen war unter anderem auch der ausschweifende Lebensstil von William King Thomas, der gemeinsam mit seiner Frau Cecilia in der amerikanischen Kolonie in Dreden lebte. „Cecilia Thomas war dort eine angesehene Frau und hatte eine Freundin: Florence de Meli“, erzählt Böschen. Immer mehr habe sie das außergewöhnliche Leben dieser Frau sie in ihren Bann gezogen. Wie ein kleines Trüffelschwein habe sie sich dann daran gemacht, auch diese Geschichte zu recherchieren.
Drittes Buch erscheint 2024
Eine Aufgabe, die ihr als erfahrene Journalistin nicht fremd ist. „Wäre ich keine Journalistin, hätte ich vor der Recherche für die Bücher vielleicht kapituliert“, räumt sie ein. Das Metier hat Böschen, die in Beverstedt aufgewachsen ist und nun in Hamburg lebt, von der Pike auf gelernt. Nach einem Volontariat bei der NORDSEE-ZEITUNG und einem Journalistik-Studium in Dortmund hat sie hauptsächlich vor der Kamera gestanden und unter anderem bei der ARD das Polit-Magazin „Kontraste“, die „Tagesthemen“ und die „Sportschau“ moderiert. Aktuell arbeitet sie als Fernsehreporterin für den Nachrichtensender NTV, und beschäftigt sich viel mit dem Thema Nachhaltigkeit.
Nebenbei hat sie nun die Vorarbeiten für den dritten Teil ihrer Buch-Reihe so gut wie fertiggestellt. 2024 soll er auf den Markt kommen. Darin geht es erneut um eine historische Persönlichkeit, die mit den Figuren der vorherigen Romane verbandelt ist: Im Mittelpunkt steht ein junges Mädchen, um das sich Florence de Meli als Gesellschafterin gekümmert hat. Die Halbwaise heiratete einen deutschen Grafen und gelangte in den 1890er Jahren nach Berlin und Schlesien. Wer sich die Bücher nicht chronologisch vornehmen möchte, könne übrigens mit jedem Teil der Trilogie anfangen, versichert die Autorin. „Jeder Roman kann auch einzeln gelesen werden.“