Geestland

Warum Neuenwaldes Pastorin nach knapp drei Jahren aufhört

Anja Niehoff, Pastorin in Neuenwalde und Hymendorf, verlässt das Cuxland - dabei war sie nicht mal drei Jahre lang dabei. Nach einem einschneidenden Erlebnis will die 51-Jährige ihr Leben neu sortieren. Doch was bedeutet das für die Kirchengemeinde?

Ein Friedenslicht hat Anja Niehoff an der Klosterkirche immer wieder angezündet. Der Pastorin liegen die Menschen in Neuenwalde und umzu sehr am Herzen. Jetzt nimmt sie ihren Abschied

Ein Friedenslicht hat Anja Niehoff an der Klosterkirche immer wieder angezündet. Der Pastorin liegen die Menschen in Neuenwalde und umzu sehr am Herzen. Jetzt nimmt sie ihren Abschied

Foto: Schoener

Als erste Pastorin übernahm Anja Niehoff am 1. April 2020 offiziell ihre Aufgabe in der Kirchengemeinde Neuenwalde und in der Kapellengemeinde Hymendorf. Sie war Nachfolgerin von Pastor und Ehemann Joachim Köhler, der nur rund zwei Jahre nach Eintritt in seinen wohlverdienten Ruhestand überraschend im Oktober 2022 verstorben war.

In den Vereinsfarben des SV Werder zum Gottesdienst

In der Region war Köhler kein Unbekannter. Die Nähe zu den Menschen in seiner Gemeinde zeichnete ihn aus, das Engagement für die Jugend, zudem seine Leidenschaft für den Fußball-Bundesligisten Werder Bremen. Immer wieder hielt der Pastor auch Gottesdienste ab, in denen Besucher in den Vereinsfarben des Weser-Clubs in die Klosterkirche kommen konnten.

Köhlers Tod hat das Leben von Anja Niehoff kräftig durcheinandergewirbelt.

„Eine emotional überaus belastende Situation“

„Es ist eine emotional überaus belastende Situation für mich“, sagt sie, die mit ihm nur drei Jahre verheiratet war. Trotz aller Liebe zur Aufgabe als Pastorin und zu den Menschen in Neuenwalde und umzu („ich gehe schweren Herzens“) sei es ihr derzeit einfach unmöglich, hierzubleiben. „Alles in der gemeinsamen Wohnung erinnert mich an meinen Mann“, gibt Anja Niehoff kleine Einblicke in ihr Seelenleben. Auch an diesem Morgen ist sie mit ihrem Hund unterwegs an der frischen Luft. Ein Spaziergang durch die Feldmark. „Bewegung ist wichtig“, sagt Anja Niehoff.

Während einer Kur im Dezember vergangenen Jahres sei mehr und mehr ihr Entschluss gereift, den aktiven Kirchendienst - nach Rücksprache mit Superintendent Albrecht Preisler - ruhen zu lassen und ihr Leben neu zu sortieren.

Von den Pyrenäen zum Apostelgrab in Santiago des Compostela

„Ich werde mich Anfang März aufmachen, um über den französischen Teil des Jakobsweges zu pilgern, von den Pyrenäen bis zum Apostelgrab in Santiago de Compostela“, sagt die 51-Jährige. Insgesamt rund 800 Kilometer. Diese Auszeit wolle sie nutzen, sich neu zu orientieren. Pläne, wie es denn weitergehen könne, wenn sie diese Strecke hinter sich gebracht habe, gebe es noch nicht, sagt Niehoff. „Pastorin will ich ein ganzes Leben lang bleiben, weil es eine wunderbare Aufgabe ist, aber in welcher Funktion, das weiß ich jetzt noch nicht.“ Natürlich werde es nach ihrem Fortgang in Neuenwalde, Hymendorf und dem dazugehörigen Krempel auch künftig Gottesdienste und Konfirmationsarbeit geben, betont die 51-Jährige, „die Menschen werden nicht allein gelassen.“ Doch die Zuständigkeiten müssten neu verteilt werden.

„Ich habe Verständnis für diesen Entschluss“

Superintendent Albrecht Preisler bestätigt den Abschied von Anja Niehoff. „Ich habe Verständnis für diesen Entschluss“, sagt der leitende Geistliche, wenn er auch den Verlust der Kollegin außerordentlich bedauere. „Frau Niehoff hat als Gemeindepastorin ein hohes Ansehen genossen und hat mit ihren besonderen Kompetenzen in spiritueller und religionspädagogischer Hinsicht einiges bewegt.“

An zeitnahe Neubesetzung ist nicht zu denken

Die personelle Situation in der Region Nordwest des Kirchenkreises - hierzu zählen die Kirchengemeinden Neuenwalde, Debstedt, Langen und Spaden - werde durch das Ausscheiden von Anja Niehoff nicht einfacher. An eine zeitnahe Neubesetzung der Stelle in Neuenwalde sei laut Preisler jedoch aus finanziellen Gründen nicht zu denken. „Und selbst wenn wir das Geld hätten, dann würden uns die notwendigen Bewerber fehlen.“ Deshalb müsse man jetzt gemeinsam überlegen, wie die Aufgaben in der Region neu verteilt werden könnten.

Offizieller Abschied am kommenden Sonntag

Preisler: „Wir wollen die Gemeinden weiterentwickeln, pastoral gut aufstellen und dafür sorgen, dass auch die diensthabenden Personen - ob haupt- oder ehrenamtlich - Freude an ihrem Tun haben.“ Am Mittwochabend wird sich der Kirchenkreis im Gemeindehaus von Neuenwalde mit diesem Thema beschäftigen.

Offiziell verabschiedet wird Anja Niehoff am Sonntag, 19. Februar. Der Gottesdienst in Hymendorf beginnt um 10 Uhr, um 15 Uhr wird Superintendent Preisler die Pastorin in Neuenwalde verabschieden.

Andreas Schoener

Reporter

Andreas Schoener arbeitet seit Oktober 2008 in der Landkreis-Redaktion der NORDSEE-ZEITUNG. Dort ist er stellvertretender Leiter und zuständig für die Berichterstattung aus und über die Stadt Geestland.

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