Es war ein Aufreger damals. Am östlichen Ortsrand von Schiffdorf plante die Gemeinde vor sechs Jahren ein großes Baugebiet. Für Häuslebauer, die im „Osteracker-Süd“, wie es getauft wurde, ihren Traum vom Eigenheim verwirklichen wollten. Doch mancher Anwohner, der seinen Traum direkt nebenan schon verwirklicht hatte, ging dagegen auf die Barrikaden. Es hagelte Kritik - am Verkehr, am Regenwasser-Abfluss und und und. Die Gemeinde ließ sich nicht lumpen. Sie versprach den Anwohnern ein Verkehrsgutachten, sobald die 86 Einfamilienhäuser bezogen sind. Im Sommer war es nun so weit: 24 Stunden lang wurden an den drei Zufahrtsstraßen alle Autos, die vorbeifuhren, akribisch gezählt. Was heraus kam, ist keine Überraschung: Im Osteracker-Süd wird ähnlich viel (oder wenig) gefahren wie in anderen Wohngebieten auch - im Schnitt waren es keine 26 Autos pro Stunde. Das war wohl auch den Kritikern klar: Einer jedenfalls wollte bei den Zahlen kräftig „nachhelfen“. Er sei mit seinem Auto etliche Male im Kreis gefahren, um die Zahlen künstlich in die Höhe zu treiben, berichtete der stellvertretende Verwaltungschef Christian Grüter in der Bauausschuss-Sitzung. Ein Mitarbeiter musste das 24-Stunden-Video noch mal sichten, um ein korrektes Ergebnis zu kriegen. Da bleibt nur Kopfschütteln, oder? Was Bürger nicht so alles tun, um ihren Kampf um den unverbauten Blick ins Grüne zu legitimieren.