Der liebe Gott hat den Samstag gemacht, damit die Menschen Zeit haben, den Wocheneinkauf zu erledigen und ihr Auto zu waschen. Prima. Aus heutiger Sicht wäre es allerdings gut gewesen, er hätte dem Tag noch ein paar Stunden mehr spendiert. Aber der liebe Gott konnte damals natürlich nicht ahnen, dass in den 10er- und 20er-Jahren des 21. Jahrhunderts noch eine weitere Samstagsdisziplin dazukommen würde: Das Vorgartensaugen.
Gewiss hat der liebe Gott nicht Gräser, Blumen und Stauden erfunden, damit sich Menschen Schotter in den Vorgarten kippen. Aber er hatte halt viel um die Ohren beim Erschaffen der Welt, konnte deshalb nicht an alles denken und auch nicht alle Eventualitäten vorausplanen, und nun ist es eben so gekommen. Wie der Engländer sagt: Shit happens.
Schottergärten sind jetzt also wegen dieses kleinen Fehlers im System vieler Menschen Pläsier. Sie gelten als pflegeleicht, sind es in Wirklichkeit aber gar nicht. Was uns nun doch wieder zum lieben Gott führt. Der war so weitsichtig, die Menschen mit derart viel Intelligenz auszustatten, dass sie in der Lage sind, Vorgartensauger zu erfinden.
Nun könnte man sich die Frage stellen, warum auf der einen Seite die Intelligenz für derlei Erfindungen ausreicht, auf der anderen Seite für die Erkenntnis, dass Schottergärten Wüsten und daher eine ökologische Katastrophe sind, eben nicht. Aber das ist eine fast schon philosophische Überlegung und führt hier vielleicht zu weit.
Jedenfalls hab ich vergangenen Samstag tatsächlich jemanden beobachtet, der ein monströses Gerät in den Vorgarten schleppte, um damit Blätter und anderes lästiges Zeugs aus der Natur von dunkelgrauen Schottersteinen zu saugen. Eine mühsame Arbeit. Bei dem Lärm und angesichts der lebensfeindlichen Umgebung nervten aber wenigstens keine Vögel und Insekten. Was der liebe Gott sich bei deren Erfindung gedacht hat, weiß ja sowie kein Mensch.