„Wir sind in vielen Teilen des Landkreises ein unbeschriebenes Blatt“, sagt Jürgen Wintjen. Er engagiert sich als Vorsitzender im Beirat für Inklusion des Landkreises. Inklusions-was? - werden Sie jetzt vielleicht denken. Damit sind sie sicher nicht allein. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um den Beirat für Inklusion - und ob er auch für Sie wichtig sein könnte.
Was versteht der Landkreis unter Inklusion? Der Landkreis Cuxhaven versteht Inklusion als eine Haltung, die sich im Denken und Handeln äußert. Alle Menschen sollen dazugehören, Vielfalt und Verschiedenheit sollen akzeptiert und wertgeschätzt werden. Der Landkreis möchte eine Umgebung schaffen, die allen Bürgern eine umfassende, gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe ermöglicht.
Was sind die Aufgaben des Beirats? Der Beirat soll die Ziele der Inklusion gegenüber von Verwaltung, Kreistag und Ausschüssen vertreten. In der Praxis kann das zum Beispiel so aussehen, dass er bei der Planung eines Schulneubaus beratend hinzugezogen wird. Der Beirat vernetzt außerdem zwischen Einrichtungen, Organisationen - und zwischen Menschen und Beratungsstellen.
Warum ist die Arbeit wichtig? „Inklusion ist im Landkreis vielerorts noch ein zartes Pflänzchen“, sagt Wintjen. Noch längst nutzten Kreis und Kommunen die Beratung durch den Beirat nicht genug, meint er. Es gehe darum, schon früh bauliche, behördliche, sprachliche Barrieren abzubauen und am besten direkt zu vermeiden.
Für wen engagiert sich der Inklusionsbeirat? Für die Inklusion aller Menschen, unabhängig von Alter, Beruf, Bildung, ethnischer Zugehörigkeit, finanziellem Status, Geschlecht, Hautfarbe, körperlicher Fähigkeit, Nationalität, Persönlichkeit, Religion, sexueller Orientierung oder Ähnliches.
Inklusion ist im Landkreis vielerorts noch ein zartes Pflänzchen.
Wie arbeitet der Beirat? Der Beirat arbeitet überparteilich und ist an Weisungen nicht gebunden. Er ist mit einem Sitz im Ausschuss für Soziales, Familie, Gesundheit und Gleichstellung vertreten. Er kann Kreis, Kommunen und Einzelpersonen beraten, bietet aber keine Rechtsberatung an. Man könne den Beirat auch als Mittler zwischen Bürgern, Politik und Verwaltung verstehen, meint Wintjen.
Wann wird gewählt? Alle fünf Jahre auf einer Wahlversammlung, gekoppelt an die Kreistagswahl. Der aktuelle Beirat ist gewählt bis 2026. Jeder Bürger des Landkreises kann sich hineinwählen lassen und jeder Bürger kann ihn wählen.
Wer sitzt im Beirat? Aktuell besteht er aus 15 ordentlichen Mitgliedern, drei Vertretern und drei beratenden Mitgliedern. In ihm sollen Menschen mit vielfältigen Hintergründen vertreten sein, zum Beispiel Menschen mit Behinderung oder Zuwanderungsgeschichte.
Wie oft trifft sich der Beirat? Viermal im Jahr tagt der Beirat öffentlich. Gäste sind immer herzlich willkommen.
Wie kann ich Kontakt aufnehmen? Über inklusionsbeirat@landkreis-cuxhaven.de
Und wie nimmt der zuständige Dezernent Friedhelm Ottens die Arbeit des Beirats für Inklusion wahr? „Der Inklusionsbeirat ist im positiven Sinne unbequem, weil er uns immer wieder sensibilisiert und auch Dinge aufdeckt, an die wir nicht gedacht haben“, meint Ottens. Im Laufe der Zeit sei man sich bewusster darüber geworden, wo Teilhabe eingeschränkt ist, und könne dadurch gezieltere Antworten finden. Bislang seien jedoch im Beirat keine Personen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte vertreten. Auch Personen aus der queeren Community fehlten. Daran müssten sie noch gemeinsam weiter arbeiten.